Bei einem meiner letzten Besuche im Botanischen Garten für Arznei- und Gewürzpflanzen begann der Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) zu blühen. Da mir selbst diese interessante Pflanze kaum bekannt war, hab ich mich belesen und möchte diese Informationen weiter geben. Mönchspfeffer, bekannt auch als Keuschlamm, Keuschbaum oder Liebfrauenbettstroh gehört zur Familie der Eisenkrautgewächse.
Beheimatet ist die Pflanze im Mittelmeergebiet, im Westen Asiens und dabei vorwiegend in Küstennähe oder an Flussufern zu finden. Der Mönchspfeffer ist ein Strauch, der bis zu 5 m hoch werden kann. Der Stängel ist vierkantig, die Blätter teilen sich handförmig und sind lanzettlich. Die kleinen bläulich-rosa Blüten befinden sich an einem ährenartigen Blütenstand. Nach der Bestäubung entwickeln sich bräunlich-schwarze, kugelige Steinbeeren. Diese sollen würzig scharf schmecken und enthalten vorwiegend fettes Öl, ätherische Öle, Flavonoide und Bitterstoffe.
Oft sind die Namen der Pflanzen mit bestimmten Eigenschaften verbunden. So ist es natürlich auch bei dem Mönchspfeffer. Die botanische Bezeichnung weist auf lat. agnus- Lamm und castus- enthaltsam, keusch hin.
So galt die Pflanze schon seit dem Altertum als Sinnbild der Keuschheit. Enthaltsame Frauen schmückten sich in der Antike mit Mönchspfeffer, um Reinheit und Keuschheit nach außen zu symbolisieren. Geschlechtsorgane wurden mit der Pflanze gesäubert. Überliefert ist allerdings nicht, ob man diese auch mit Mönchspfeffer geräuchert hat, um die Reinheit zu erhalten. Doch zu Hochzeiten banden die Brautleute die Pflanzen zu Kränzen, trugen sie auf dem Kopf und brachten damit ihre keusche Lebenshaltung zum Ausdruck.
So diente der Verzehr der Früchte im Altertum und Mittelalter als Mittel zu Minderung des Geschlechtstriebes, als Antiaphrodisiakum. In der Literatur ist zu lesen, dass die Früchte des Mönchspfeffers den Mönchen und wohl auch den Nonnen geholfen haben, ihre sexuellen Begierden zu kontrollieren. Je nach Dosierung konnte die Pflanze wohl auch das Gegenteil bewirken. Bewiesen sind diese Aussagen nicht.
Fakt ist aber, dass die Früchte und auch die Blätter der Pflanze regulierend auf den Hormonhaushalt wirken. So werden Präparate aus Mönchspfeffer vorwiegend bei Frauenbeschwerden empfohlen. Sie werden eingesetzt bei Beschwerden in den Wechseljahren, bei Blutungsstörungen, bei Unregelmäßigkeiten und Schmerzen der Periode, bei Brustschmerzen und dem prämenstruellen Syndrom. Doch auch bei Hodenentzündungen und Prostatabeschwerden kommen Präparate zur Anwendung.
In der Homöopathie werden Präparate bei der Erkrankung der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane empfohlen. Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist auf Mönchspfeffer zu verzichten. Die Einnahme sollte immer mit dem Facharzt abgesprochen werden. Eine Eigenmedikation ist mir nicht bekannt. Ich denke, der Mönchspfeffer ist doch eine recht interessante Pflanze!
Dr. Hannelore Pohl