Die Pflanze, die ich Ihnen in diesem Monat vorstellen möchte, wächst bei uns leider nicht. Aber auch in fernen Ländern gibt es Haustüren, vor denen interessante Pflanze zu finden sind. Eine tropische Pflanze, der Maniok (Manihot esculenta), hat auch bei uns Liebhaber und kann in asiatischen Geschäften erworben werden. Ursprünglich stammt er aus Südamerika. In vielen afrikanischen Ländern sowie in Thailand, Indonesien und Brasilien wird er intensiv genutzt.
Maniok, Cassava, Kassave oder Yuca gehört zu den Wolfsmilchgewächsen. Die Pflanzen können Wuchshöhen von 1,5 bis 5 m aufweisen. Alle Pflanzenteile führen Milchsaft. Maniok kann aus Samen kultiviert werden. Die Sämlinge bilden eine Pfahlwurzel. Die faserigen Seitenwurzeln verdicken und wachsen zu großen Wurzelknollen. Das Gewicht der 3 bis 15 cm dicken Knollen kann bis zu 10 kg betragen. Die äußere Schicht ist rötlich-braun gefärbt und verkorkt, innen sind die Knollen meist weiß, gelegentlich gelb oder rötlich.
Die Stängel sind z.T. verzweigt oder zeigen nur einen durchgehenden Leittrieb. Werden die Stängel zerschnitten und in die Erde gesteckt, können so problemlos neue Pflanzen gezogen werden. Die Blätter, die an langen Blattstielen stehen, sind handförmig und in 3 bis 9 Segmente geteilt. Am Grund des Blattstieles befinden sich zwei dreieckige bis lanzettliche Nebenblätter, die bei Trockenheit abgeworfen werden. Auf einer Pflanze sind weibliche und männliche Blüten zu finden. Diese enthalten Nektar und locken Insekten als Bestäuber an. Nach der Bestäubung entwickeln sich Früchte, die nach der Reife aufplatzen und den Samen heraus schleudern.
Maniok liebt sandige bis sandig lehmige Böden und leicht saures Substrat. pH-Werte von 4 bis 8 sowie Böden mit hohem Aluminiumanteil und Mangan werde toleriert. Die Pflanze ist genügsam und kommt mit wenig verfügbaren Nährstoffen aus. Trockenzeiten werden gut überstanden. Während dieser Zeit werden die Blätter abgeworfen, treiben aber in der Regenzeit sofort wieder aus. Temperaturen unter 10°C verträgt Maniok nicht.
Maniok ist ein Grundnahrungsmittel in Afrika, der Karibik, in Indien, Asien und Südamerika. Gegessen werden die Wurzelknollen, die Eisen, Calcium, Phosphor, Kalium, Vitamin C, aber wenig Fett und nur wenige Aminosäuren enthalten. Die Maniokwurzeln werden wie Salzkartoffeln gekocht oder können im Backofen wie Pommes zubereitet werden. Roh sind die Knollen nicht genießbar, da sie das Blausäureglycosid Linamarin enthalten. Durch das Kochen wird dies jedoch zerstört. Die Pflanze kann auch entgiftet werden, wenn sie zu Mehl verarbeitet und mit kochendem Wasser ausgewaschen wird. Dieses Mehl enthält kein Gluten und ist daher auch für Allergiker geeignet.
Die Wurzelknolle ist noch der Ernte kaum lagerfähig und muss schnell aufgebraucht werden. In den Anbauländern wir nur das geerntet, was sofort verbraucht wird. Die Blätter dienen ebenfalls als Nahrungsmittel. Sie werden vorwiegend gekocht verzehrt.
Als Heilpflanze hat Maniok ebenfalls Bedeutung. Frische Wurzeln helfen als Auflage bei Geschwüren und die Samen wirken abführend.
In der Literatur war zu finden, dass 2014 weltweit auf etwa 23,9 Millionen ha Maniok kultiviert wurde. Für rund 1 Milliarde Menschen ist Maniok eines der Hauptnahrungsmittel. Bedeutung hat Maniok auch als nachwachsender Rohstoff.
Dr. Hannelore Pohl