Eine Pflanze, die uns im zeitigen Frühjahr (März, April) mit ihren Blüten erfreut, ist das Leberblümchen (Hepatica nobilis). Zwischen den Blättern des Vorjahres entfalten sich die schönen blauen Blüten. Erst später erscheinen die Laubblätter, die leicht ledrig sind und deren Oberseite dunkelgrün, die Unterseite behaart und meist purpur-violett gefärbt ist. Die Form der Laubblätter erinnert im Umriss an die menschliche Leber. So erklärt sich auch der Name der Pflanze. Früher wurde sie von der Signaturlehre ausgehend, vorwiegend bei Leberleiden empfohlen. Auch bedeutet hepar (griech.) Leber.
Das Leberblümchen ist eine mehrjährige Pflanze mit einer Wuchshöhe von 10 bis 25 cm. Die Wurzeln reichen bis 30 cm tief in den Boden. Die einzelnen Blüten blühen nur wenige Tage und schließen sich bei Regenwetter und am Abend. Die Samen tragen kleine Anhängsel, Elaiosomen, wie die des Lerchensporns und werden von Ameisen verbreitet.
Die Pflanzen wachsen sehr langsam, die Blühreife wird erst nach einigen Jahren erreicht. Leberblümchen, die zur Familie der Hahnenfußgewächse gehören, lieben kalkhaltige, nährstoffreiche Böden. Die Böden sollen warm, nicht zu trocken und nicht zu feucht sein. So ist das Leberblümchen in schattigen Wäldern vereinzelt aber auch in größeren Beständen zu finden. Es war die Pflanze des Jahres 2013 und ist seit Jahren streng geschützt, darf also nicht gepflückt oder ausgegraben werden!! Gärtnereien bieten Pflanzen für den eigenen Garten an. Es sind unterschiedlich züchterisch bearbeitete Herkünfte auf dem Markt, die das Augenmerk im Garten auf sich ziehen.
In mittelalterlichen Kräuterbüchern ist das Leberblümchen vertreten. Als Droge wird das blühende Kraut ohne Wurzeln verwendet. Doch Vorsicht!! Die frische Pflanze enthält Protoanemonin, das schwach giftig ist. Bei Kontakt mit der Haut oder Schleimhaut kann es durch reizende Wirkung zu Rötungen, Juckreiz oder Blasenbildung kommen. Beim Trocknen wird das Protoanemonin in Anemonin und Anemonsäure umgewandelt, die nicht mehr giftig sind. Als weitere Inhaltsstoffe sind u.a. Anthocyane, Flavonolglykoside, Gerbstoffe, Harz und Saponine enthalten.
In der Schulmedizin hat das Leberblümchen keine Bedeutung. Die Volksmedizin empfiehlt aber die Pflanze vorwiegend bei Leber- und Gallekrankheiten, denn die Heilwirkung ist harntreibend, leberschützend, schleimlösend und schmerzlindernd.
Gegen Galle- und Lebererkrankungen hilft ein Tee, der mit kaltem Wasser angesetzt wird, sonst ist er unerträglich bitter. Er wird zubereitet mit 3 TL getrocknetem Kraut. Nie frisches Kraut verwenden! Dies wird mit 250 ml kaltem Wasser übergossen und 10 Stunden ausgezogen. Nach dem Abseihen wird der Tee leicht erwärmt und schluckweise über den Tag verteilt, getrunken.
Ebenso hilft eine Tinktur, zu der 5 EL getrocknetes, blühendes Kraut mit 500 ml Korn angesetzt werden. Dies bleibt 3 bis 4 Wochen bei Zimmertemperatur stehen. Bei Leber- und Gallebeschwerden werden 10 Tropfen auf ein Stück Zucker eingenommen. Zur Blasen- und Nierenreinigung kann ein Leberblümchenwein helfen. Dazu wird Wein mit getrocknetem Kraut aufgekocht und abgeseiht. Der Wein schmeckt sehr bitter.
Leberblümchen hat auch als Zauberpflanze, als Schutz gegen Krankheit Bedeutung. Die ersten drei Blüten, die man findet, sollen gegessen werden und schützen so das ganze Jahr gegen Fieber.
Dr. Hannelore Pohl