Heilende Pflanzen vor unserer Haustür
Die Wildform des Kerbels ist in Südeuropa und dem Kaukasus beheimatet. Von den Römern wurde sie über die Alpen gebracht. Karl der Große (747- 814) ließ Kerbel auf seinen Landgütern anbauen und war von der Heilwirkung der Pflanze überzeugt.
Walahfrid Strabo (807-849) widmete der Pflanze ein Gedicht und nutzte sie gegen „Blutwallungen” und Schmerzen. Größere Bedeutung hat Kerbel als Würzpflanze. Natürliche Vorkommen des Doldengewächses sind an offenen Standorten, wie Waldrändern, lichten Wäldern und als Pionierpflanze auf Brachflächen bis in Höhen von 2.000 m zu finden. Kerbel ist eine einjährige, frostunempfindliche Pflanze, die sehr schnell wächst und etwa 30 bis 60 cm groß werden kann.
Aus einer dünnen Wurzel bildet sich ein hohler, längsgerillter, silbrig grüner Stängel, der sich verzweigt. Alle Pflanzenteile sind leicht behaart. Die Laubblätter sind dreieckig, gefiedert und am Ende gesägt. In ihrem Aussehen erinnert sie an Möhre oder Petersilie. Die Blätter sind weich, hell- bis mittelgrün, auf der Oberseite kahl und auf den Nerven der Unterseite borstig behaart. Die Doldenblüten sitzen an den langen, weichflaumig behaarten Stielen. Nach der Bestäubung durch Bienen, Schwebfliegen oder Käfer werden walzenförmige, schwarz glänzende Spaltfrüchte gebildet. Diese können sofort wieder an Ort und Stelle auskeimen. Kerbel liebt lockeren, humosen und leicht feuchten Boden.
Er ist ein Lichtkeimer und darf deswegen kaum mit Erde bedeckt werden. Die Ernte der Pflanze ist nach sechs bis acht Wochen möglich. Kerbel sollte vor der Blüte geschnitten werden, da die Blüte Aroma- und Würzverlust bedeutet. Durch versetzte Aussaaten kann die Pflanze ständig geerntet werden. Die gesamte Pflanze schmeckt und riecht nach Anis. Es ist ein feines Aroma, das in einer guten französischen und natürlich auch deutschen Küche nicht fehlen sollte.
Es passt gut zu Suppen, Omelett, Fisch, Quark, Soßen und Salaten. Es ist auch ein fester Bestandteil der Frankfurter Grünen Soße. Kerbel darf nicht mit gekocht werden, sondern wird als frisches Kraut den Speisen zugefügt. Konservieren durch Einfrieren oder Trocknen ist möglich, aber mit Inhaltsstoffverlusten verbunden. An Inhaltsstoffen konnten u.a. ätherisches Öl, wie Isoanethol und Estragol, weiterhin Cumarine, Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Vit. A und C, Eisen, Zink, Kalium und Calcium identifiziert werden. Als Tonikum regelt die Pflanze den Blutdruck, unterstützt die Funktion von Niere und Blase, die Gerbstoffe wirken sich positiv auf die Verdauung aus.Ein Tee wirkt sich wassertreibend, entschlackend sowie blutreinigend
aus und lindert Husten. Der Saft aus Blättern von Kerbel, Löwenzahn und Schafgarbe ist eine stoffwechselanregende Frühjahrskur und gut zur Blutreinigung. Kerbel ist auch unter den Namen Kirbele, Gartenkerbel, Küchen- oder Suppenkraut bekannt.
Kontaktdaten: Freundeskreis Botanischer Garten Oberholz, Störmthaler Weg 2, 04463 Großpösna, Tel. 034297- 41249, Mail: botanischer-garten-oberholz@gmx.de
Hannelore Pohl.