Heimische Heilpflanzen: Hohler Lerchensporn

Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay

Eine wenig bekannte Heilpflanze, den Hohlen Lerchensporn (Corydalis cava), möchte ich Ihnen in diesem Monat vorstellen. Der Hohle Lerchensporn – auch unter den Namen Hahner, Zottelhosen, Hösele, Walperkern oder Hahn und Henne bekannt – gehört zur Familie der Erdrauchgewächse und ist in Mitteleuropa weit verbreitet. In Bayern sind große Vorkommen zu finden. Doch auch bei uns im Auwald, fühlt sich die Pflanze wohl. Liebt sie doch feuchte, lockere, humöse und nährstoffreiche Lehmböden und lichte Laubwälder.

Der Hohle Lerchensporn ist eine Frühjahrspflanze. Ihre wohlriechenden purpurfarbenen bis violetten (Hahn) oder weißen (Henne) Blüten erfreuen uns schon ab März. Die ausdauernde, kräftige Pflanze wird 15 bis 30 cm groß. Der aufrechte Stängel ist unverzweigt, von fleischiger Konsistenz und kahl. Die dreiteiligen Laubblätter sind wechselständig angeordnet. Die zehn bis zwanzig Blüten stehen in einem endständigen, traubigen Blütenstand. Unterhalb einer jeden Blüte befindet sich ein ovales bis eiförmiges ganzrandiges Tragblatt. Die Blüten haben einen mit Nektar gefüllten Sporn, der der Hinterkralle der Feldlerche ähnlich sieht (diese Hinterkralle wird auch als Lerchensporn bezeichnet / griechisch: korydalis für Haubenlerche).

Interessant ist die kugelige, etwa walnussgroße Knolle, die als Speicherorgan dient. Die Knolle wird nicht jährlich erweitert, sondern wächst von Jahr zu Jahr nach außen weiter. Die Nährstoffe werden von innen nach außen abgebaut und die Knolle wird dadurch langsam ausgehöhlt (lat.: Carvus für hohle Knolle). Die Samen befinden sich in einer schotenförmigen Kapselfrucht und werden durch die Ameisen verbreitet. Zum Anlocken der Ameisen besitzen die schwarzen Samen fettreiche Anhängsel, sogenannte Ölkörper oder Elaiosomen. Diese dienen der Ameise als Nahrung. Die Samen selbst werden nicht verzehrt. Ab Juni zieht die Pflanze ein.

Alle Pflanzenteile des Hohlen Lerchensporns sind schwach, das Rhizom ist stark giftig! Hauptinhaltsstoff sind Alkaloide, in der getrockneten Knolle 5 bis 6 %, in der frischen Knolle über 2 %. Der höchste Alkaloidgehalt wurde bei Blühbeginn ermittelt. Das Hauptalkaloid ist Corydalin. Daneben konnten noch Bulbocapnin, Corybulbin, Isocorybulbin, Corypalmin und Tetrahydropalmatin bestimmt werden. Als Droge werden vorwiegend die knollenartigen Rhizome mit Stängelresten genutzt.

Schon seit dem 8. Jahrhundert war der Lerchensporn eine wichtige chinesische Arznei, die „das Blut stärkte“, fast jede Art von Schmerz, besonders aber Menstruationsbeschwerden sowie Brust- und Unterleibsschmerzen, linderte. Früher wurden die Präparate auch oft als Narkotikum und Wurmmittel eingesetzt. Tabernaemontanus (1522-1590) sagte der Pflanze eine Wirkung „wider aller Gifte“ nach.

Der Gesamtextrakt wirkt sedierend, also stark beruhigend und angstlösend. In der Volksheilkunde wird die Pflanze auch als Mittel gegen Reisekrankheit und Herzangst angewendet. Heute sind die Alkaloide der Pflanze in Kombinationspräparaten zur Linderung leichter Depressionen und Organneurosen enthalten. Eine Eigenanwendung der Alkaloide sollte unterbleiben.

Probiert werden kann einen Strauß blühender Pflanzen auf den Nachttisch zu stellen. Die Blüten duften betörend und beruhigend und wirken dabei leicht narkotisierend und einschläfernd.

Dr. Hannelore Pohl

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