Nach dem Winter freuen wir uns auf jede blühende Pflanze. So können wir bei entsprechender Witterung im März schon die ersten Schlüsselblumen, auch als Auritzel, Himmelschlüssel oder Petriblume bekannt, in der Natur entdecken. Mit ihren leuchtend gelben Blüten sind diese Primelgewächse auf den Wiesen und in Wäldern nicht zu übersehen.
In Kräuterbüchern von Hildegard von Bingen und später von Brunfels, Bock und Fuchs wurde eine Pflanze erwähnt, bei der es sich wahrscheinlich um die Schlüsselblume handelt. Ein aus den Blüten gewonnener Auszug half gegen Gicht und galt als schmerzstillendes Mittel. Untersuchungen ergaben, dass in den unterirdischen Organen, den Wurzeln und Rhizomen, fünf bis zehn Prozent Triterpensaponine enthalten sind. Diese üben eine reizende Wirkung auf die Magenschleimhaut aus. Das bewirkt, dass über die Nervenfasern die Bronchialschleimhaut zur Produktion von mehr Schleim angeregt wird. Das Sekret wird verdünnt und das Abhusten erleichtert.
Phenolglykoside (Zuckerverbindungen) und seltene Zuckerstoffe wurden in den unterirdischen Teilen ebenfalls nachgewiesen. So werden Extrakte oder Tee von Schlüsselblumen bei Erkältung, verschleimtem Husten, Schnupfen und Heiserkeit empfohlen.
In den Blüten befinden sich wertvolle Inhaltsstoffe wie Saponine, Flavonoide und ätherische Öle, die harntreibend, auswurffördernd, schweißtreibend und virentötend wirken.
Früher wurden die getrockneten und gemahlenen Rhizome als Niespulver verwendet. In der Küche werden in den Salaten die frischen jungen Blätter genutzt.
Die ausdauernden Pflanzen sind geschützt und dürfen nicht ausgegraben werden.
Um die Schlüsselblumen ranken sich viele Geschichten. In einer wird von einer Sagengestalt, der Schlüsseljungfrau, berichtet, die auf ihrer Krone einen großen, goldenen Schlüssel trägt und der Pflanze die Gabe verleiht, verborgene Schätze aufzuspüren.
Schauen Sie sich diese himmelsöffnende Frühjahrspflanze im Botanischen Garten im Oberholz an.
Dr. Hannelore Pohl