Heimische Heilpflanzen: Guter Heinrich

Thomas Mathis - CC BY-SA 3.0

Eine schon in der Steinzeit genutzte Pflanze ist der Gute Heinrich (Blitum bonus- henricus). Nach neuesten Untersuchungen wird die Pflanze der Familie der Fuchsschwanzgewächse zugeordnet, obwohl sie eng mit dem Spinat verwandt ist.

Der Gute Heinrich war ursprünglich im Alpengebiet beheimatet, hat sich aber in Mitteleuropa ausgebreitet, gelangte ins Flachland und siedelte sich im Umkreis u.a. von bäuerlichen Siedlungen, an Straßen, Wegen und Zäunen an. Die Pflanzen bevorzugen nährstoffreiche, vor allem stickstoffreiche Böden. Wildwachsend ist der Gute Heinrich jetzt selten zu finden, da er z.T. vom Aussterben bedroht ist. Im eigenen Garten kann er jedoch gut aus Samen, der im Herbst oder Frühjahr ausgebracht wird, kultiviert werden. Um kräftige Pflanzen zu erhalten, sollte die Ernte erst ab dem zweiten Jahr erfolgen.

Der Gute Heinrich ist eine ausdauernde, krautige, 10 bis 80 cm hohe Pflanze mit einer rübenähnlichen Wurzel. Hübener (1846) beschreibt sie: “Das Kraut ist lebhaft gelbgrün, sehr weichlich, etwas fettig anzufühlen und spinatartig. Die Wurzelblätter sind spießförmig, mitunter in das pfeilförmige übergehend, die Blütenschweife gedrängt und amarantartig.“ Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Oktober. Die kleinen zahlreichen Blüten sind grünlich und bilden sich in endständigen, unten verzweigten, länglichen ährenartigen Rispen.

An Inhaltsstoffen sind Saponine, Oxalsäure, Mineralstoffe, vor allem Eisen und viel Vitamin C zu nennen. Da die Pflanze ausdauernd ist und sie fast das gesamte Jahr geerntet werden kann, sollte sie nicht getrocknet werden. Als Wildgemüse kann sie roh in Salaten  oder als gepresster Saft verzehrt werden. Unseren Speisezettel bereichert sie gedämpft zu Spinat, gekocht in Eintopfgerichten, zu Füllungen oder Suppen. Auch die knospigen Blütenstände sind eine Delikatesse in Saucen.

Bei Entzündungen und Geschwüren hatte der Gute Heinrich im Altertum große Bedeutung. Auch bei Blutarmut und Verstopfung wurde er empfohlen. Wer an Gicht oder Nierenbeschwerden leidet, sollte den Guten Heinrich innerlich meiden. In der Tiermedizin hatte und hat  die Pflanze  einen festen Platz. Als Färberpflanze liefert der Gute Heinrich gold-grüne Farbtöne.

Nicht genau geklärt ist die Herkunft des Namens Guter Heinrich. Der Name könnte an die Legende vom aussätzigen Heinrich erinnern oder vom althochdeutschen Heimrich stammen, das auf „Heim“ als Hofstatt und „rich“ an häufig oder gut essbar hinweist. Planen Sie im Garten im kommenden Jahr ein Plätzchen für den Guten Heinrich ein!

Dr. Hannelore Pohl

Print Friendly, PDF & Email

Weitere interessante Beiträge

Hanf (Cannabis)

Heimische Heilpflanzen: Hanf (Cannabis)

Eine unserer ältesten und äußerst interessanten Kulturpflanze ist der Hanf (Cannabis). Als Ursprungsgebiet des Hanfes gilt Zentralasien. Von hier aus hat er sich auf der ganzen Welt (außer in der…
Rizinus

Heimische Heilpflanzen: Rizinus

Schon seit 6000 Jahren wächst der Rizinus (Ricinuc communis) in Ägypten. Im tropischen Afrika und Indien ist er verbreitet. In diesen Gebieten ist Rizinus als mehrjähriger bis zu 13 m…
Süßholzwurzel

Heimische Heilpflanzen: Süßholzwurzel

Eine Pflanze, die schon in der Antike als Arzneipflanze bekannt war und Bedeutung hatte, ist das Süßholz (Glycyrrhiza glabra).Süßholz ist vor allem im Mittelmeergebiet heimisch, doch erstreckt sich der Anbau…
Kratzdisteln

Heimische Heilpflanzen: Kratzdisteln

Gartenbesitzer lieben bestimmte Pflanzen, andere Pflanzen „passen“ nicht in den Garten und sind dadurch weniger beliebt. Zu solch umstrittenen Pflanzen zählen sicher die Kratzdisteln, die große Gattung der Cirsium- Arten,…
Wegwarte

Heimische Heilpflanzen: Wegwarte

Ist Ihnen bekannt, dass am Blühverhalten mancher Pflanzen die Uhrzeit bestimmt werden kann? Linné (1707- 1778) war aufgefallen, dass einige Pflanzen ihre Blüten zu ganz bestimmten Zeiten öffnen und auch…
blank

Heimische Heilpflanzen: Frauenmantel

Eine Köstlichkeit ist ein aus frischen Kräutern aufgebrühter Tee. Dies kann ein Gemisch aus verschiedenen Kräutern sein oder es wird nur ein Monotee gewünscht. Dafür eignet sich hervorragend die Zitronenmelisse (Melissa…