Heimische Heilpflanzen: Erdkastanie

Flickr-User Gaspa - CC BY 2.0
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Die Erdkastanie (Bunium bulbocastanum), auch als  gewöhnlicher oder echter Knollenkümmel bekannt, soll etwas näher betrachtet werden. Die Erdkastanie gehört zur großen Familie der Doldenblütler. Diese Familie ist sehr vielfältig. So bin ich immer wieder erstaunt, was sich für interessante Pflanzen da noch entdecken lassen.

Die Erdkastanie ist nach Literaturangaben von Europa bis nach Indien zu finden.

Es ist eine sehr genügsame Pflanze, die kleine Horste bildet und das gesamte Jahr grün bleibt. Sie wächst in normalem Gartenboden, liebt Ton, kommt mit Schatten und Sonne zurecht und wird im Laufe der Jahre nur langsam umfangreicher. Ist es im Sommer zu trocken, zieht sie ein und treibt im Herbst erneut aus. Die Blätter sind zwei-   dreifach gefiedert und glatt. Sie werden etwa 20 cm hoch und wirken dreieckig.   Weiße Blütendolden entwickeln sich auf steifen Stängeln, die sehr robust, etwa 30- 40 cm hoch sind und denen auch ein kräftiger Wind nichts anhaben kann. Die Blüten werden von Käfern und Fliegen besucht, die auch die Bestäubung übernehmen. Die reifen Spaltfrüchte können ab August geerntet werden, durch die u.a. sowie ebenfalls durch Selbstaussaat  die Vermehrung gesichert ist. Eine Teilung älterer Pflanzen ist auch möglich.

Eine Pflege der Pflanzen ist kaum nötig. Geerntet und genutzt werden hauptsächlich die Wurzelknollen. Dazu wird die Pflanze ausgegraben. Im ersten Jahr befindet sich eine Knolle an den Wurzeln, in den Folgejahren sind es mehrere.   Die Knollen werden entfernt und die Pflanze kann wieder in die Erde gesetzt werden. Die Knollen enthalten vor allem Gerbstoffe und Vitamin C. Diese können roh verzehrt oder gegart werden. Auch dienen sie als Suppenwürze.  Der Geschmack ist ähnlich wie Petersilie, nur etwas süßer. Die Samen, die ätherische Öle, Aldehyde und Terpene enthalten und die Blätter werden als Kümmelersatz und Geschmacksverstärker genutzt. Die Samen sind auch  als „schwarzer Cumin“ bekannt. Die Inhaltsstoffe der Pflanze wirken harntreibend, entwässernd, adstringierend und potenzsteigernd.

In arabischen Ländern wird die Erdkastanie vorwiegend als Gewürz genutzt. Im Sahih al Buchari, einem wissenschaftlichen Werk (10. Jahrhundert), wird die Erdkastanie bereits  als Heilpflanze erwähnt.

Oft wird die Erdkastanie mit der südlichen Erdkastanie (Oenanthe pimpinelloides) verwechselt. Diese Art ist leichter zu kultivieren und besitzt mehrere Knollen, die sich direkt unter dem Stängel befinden.

Tabernaemaontanus (1522- 1590) schrieb zu der Erdkastanie:

So man die Wurzeln schelet

darnach in einer Fleischbrühe sudet

mit ein wenig gestossenem Pfeffer

zu einem kurtzen Brühlein

ist es eine anmüthige und liebliche gesunde Speiß

denn sie nehret den Leib wol

und bringet Lust zu ehelichen Werken.

Im Botanischen Garten ist diese fast vergessene Gemüsepflanze zu finden.

Dr. Hannelore Pohl

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