Vor einigen Jahren wurde ich auf eine Pflanze aufmerksam, die durch ihre intensiv rot gefärbten Früchte faszinierte. Es war der ährige Erdbeerspinat (Blitum capitatum Syn. Chenopodium capitatum). Der Erdbeerspinat, der wie unser herkömmlicher Spinat zu den Fuchsschwanzgewächsen gehört, ist ein altes Bauerngemüse.
Als Herkunftsstandorte werden Südeuropa und der Orient angegeben. Bei antiken Autoren und in mittelalterlichen Pflanzenverzeichnissen wird der Erdbeerspinat nicht genannt. Carolus Clusius erwähnte die Pflanze in einem Werk von 1601 als beerentragende wilde Melde. Ursprünglich soll der Samen aus Spanien gekommen sein und gelangte dann über botanische Gärten in Privatgärten. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Blätter der Pflanze als Spinatgemüse genutzt. Danach wurde der Erdbeerspinat offensichtlich von dem Echten Spinat verdrängt, der eine größere Blattmasse aufwies und leichter zu ernten war. Ab 1900 wurde er nur selten angebaut. Heute erfreut der Erdbeerspinat die Gärtner als Rarität und als Zierde wegen der roten Beeren. Züchterisch wurde die Pflanze kaum bearbeitet.
Der Erdbeerspinat ist einjährig und kann problemlos aus Samen kultiviert werden. Die ersten Aussaaten erfolgen von März bis April. Um immer wieder junge Pflanzen ernten zu können, kann bis zum Juli ausgesät werden. Ein leichter humoser Boden in voller Sonne oder Schatten ist optimal. Staunässe ist zu vermeiden. Konkurrenzkräuter sollten während des Wachstums nicht vorhanden sein. Bei größerer Trockenheit ist eine Wassergabe von Vorteil.
Die Pflanzen erreichen eine Wuchshöhe von 20 bis max. 80 cm mit einer grundständigen Blattrosette. Die Stängel sind aufrecht oder aufsteigend, einfach oder verzweigt, die Blätter drüsenlos und kahl. Die untersten Blätter sind lang gestielt. Die Blattspreiten sind dreieckig bis spießförmig, leicht gezähnt oder ganzrandig. Sie können bis zu 7cm lang sein.
In den Blattachseln werden die Blüten angelegt. Sie stehen in kugeligen, himbeerähnlichen Knäueln. Ihre Farbe ist scharlach- oder dunkelrot. Die Blüten werden vom Wind bestäubt. Wenn die Früchte reifen, werden diese Knäuel fleischig und ähneln Erdbeeren. Das Fruchtknäuel ist 5 bis 10 mm dick und die Früchte sind rot und saftig. In dem Fruchtknäuel sind die Samen eingeschlossen. Die Verbreitung der Samen erfolgt durch Tiere und den Menschen. Eine Selbstvermehrung wird so gesichert.
In der Literatur fand ich, dass die Blätter viel Vitamin C enthalten und auf Schiffen zur Vorbeugung gegen Skorbut verzehrt wurden. Heute werden die Blätter als Delikatesse angeboten. Auch die Früchte, die weniger gut schmecken als sie aussehen, sind eine beliebte Dekoration.
Die Pflanze weist einen Zierwert auf, der Balkon und Terrasse schmückt. Bald wird sie auch wieder im Botanischen Garten zu bewundern sein.
Dr. Hannelore Pohl