Heimische Heilpflanzen: Enzian

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Im Oktober konnten wir einige Tage im Vogtland genießen und besuchten den Botanischen Garten in Adorf.  In dem vor allem mit alpinen Pflanzen angelegtem Garten faszinierten die blauen Blüten des Enzians (Gentiana paradoxa).

Doch nicht jeder Enzian blüht blau, das Symbol der Treue! Die Farbpalette reicht über weiß, gelb, rot bis zu dem bekannten blau. Zählen doch zu der Gattung 300- 400 Arten.

Enzian ist vorwiegend auf der Nordhalbkugel verbreitet und da besonders in höheren Gebirgsregionen anzutreffen. Er gehört zu der Familie der Enziangewächse..Alle Enzianarten stehen unter Schutz, dürfen also nicht ausgegraben oder geerntet werden.

Einige Enzianarten werden schon seit 2000 Jahren als Heilpflanze genutzt. 1753 wurde von Carl von Linne‘ die Gattung Gentiana aufgestellt. Der botanische Gattungsname Gentiana ist der griech. Name für die Arten dieser Gattung. Er wurde nachweislich seit 50- 100 n. Chr. verwendet und leitet sich von dem Illyrischen König Genthios ab, der von 180- 168 v. Chr. regierte. Dieser König soll als erster die Heilwirkung von Enzian erkannt haben.

Arzneilich Bedeutung haben u.a.der Gelbe, Gepunktete, Rote oder Ostalpen Enzian.  Andere Arten, wie Gentiana paradoxa, der Blaue Herold oder stengellose Enziane haben Wert als Zierpflanze in Steingärten oder Kübeln.

Die Enzianarten sind ein-, zweijährig oder ausdauernd. Es sind krautige Pflanzen mit aufrechten, gerillten oder kantigen Stängeln. Die glattrandigen Laubblätter stehen gegenständig. Selten sind sie wirtelig angeordnet. Sie sind in grundständigen Rosetten oder am Stängel verteilt zu finden. Ausdauernde Pflanzen sind im Boden mit langen kräftigen Wurzeln verankert, wie z.B. der Gelbe Enzian. Die Blüten, die bei verschiedenen Herkünften erst nach etwa 8 Jahren gebildet werden, sind seiten- oder endständig angeordnet.

Da die Enziane im Gebirge oft mit widrigen Witterungsverhältnissen kämpfen müssen, schließen sich die Blüten, die von Hummeln und Schmetterlingen besucht werden, bei bewölktem Himmel und kühler Luft oder bei Erschütterungen durch Regen, Hagel und starkem Wind. Die Früchte sind eine Kapsel, die mehrere Samen enthält.

Als Arzneipflanze hat vor allem der Gelbe Enzian, Gentiana lutea, Bedeutung. Genutzt wird der „Wurzelstock“, der in den Wintermonaten ausgegraben, gewaschen, gespalten und getrocknet wird. Die Droge enthält vor allem Bitterstoffe, wie das Gentiopikrin und das Amaragentin, das den höchsten Bitterwert (schmeckt noch bitter bei einer Verdünnung von 1: 58 Millionen) aufweist. Weitere Inhaltsstoffe, wie Gerbstoffe, Inulin und Pflanzenschleime sind daher von untergeordneter Bedeutung. 

Enzian ist eine reine Bitterstoffdroge, die die Magen- und Gallensaftbildung fördert. Sie wirkt bei Entzündungen, bei Appetitlosigkeit, ist allgemeinstärkend, antiseptisch, fiebersenkend und kühlend.  Für die Anwendung wird ein Teeaufguss empfohlen, der etwa 30 min.  vor den Mahlzeiten getrunken werden soll. Bei einem Kaltansatz über 8- 10 Stunden, werden weniger Bitterstoffe ausgezogen und das Getränk ist etwas milder. Alkoholische Extrakte wie Magentropfen oder Enziantinkuren enthalten ebenfalls die Bitterstoffe.

Ein Enzianschnaps, ein Destillat aus der Enzianwurzel mit Alkohol ist bitterstofffrei und wird als Genussmittel vorwiegend in Alpenländern angeboten.

Im 16. und 17. Jahrhundert galt Enzian als Mittel gegen Pest, Fieber, Koliken, Durchfall und Eingeweidewürmer, war, also ein Mittel der Wahl gegen viele Krankheiten. So meinte auch Kneipp, dass man eine komplette Apotheke im Hause hat mit Enzian, Wermut und Salbei.

Dr. Hannelore Pohl

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