Ein intensiv duftendes Kraut ist die Eberraute (Artemisia abrotanum). Zur Gattung Artemisia zählen bis zu 500 Arten. U.a. gehören zu ihr Wermut, Beifuß und Estragon. Mehrere ssp. sind von Artemisa abrotanum ebenfalls bekannt. So ist auf dem Bild die Baumeberraute, A. abrotanum ssp. zu sehen. Alle gehören zur Familie der Korbblütler.
Die Eberrauten sind ausdauernde Halbsträucher oder Sträucher, die eine Höhe bis zu 3 m (Baumeberraute) erreichen können. Beheimatet sind sie im südlichen Europa, dem Mittelmeergebiet, aber auch in Asien und Amerika.
Bereits Dioskurides und Plinius (1. Jh. u.Z.) erwähnten in ihren Schriften die Artemisia. Der botanische Name abrotanum scheint auf das griech. Wort abrotos, unsterblich, zurückzugehen. Er bezieht sich wahrscheinlich auf das frische Aussehen der Pflanze. Selbst bei großer Sommerhitze ist sie nicht erschlafft. Der Pflanze entströmt ein angenehmer Duft nach Zitrone. So wird sie auch als Zitronenkraut, Colakraut, Stabwurz oder Amberbaum bezeichnet. Ältere Damen nahmen gern ein Zweiglein der Pflanze mit in die Kirche und rochen daran, um während der Predigt wach zu bleiben. Das brachte der Pflanze den Namen Pastorenkraut ein.
Die robusten Halbsträucher sind schädlingsresistent und winterhart und passen mit ihrem filigranen und buschigen Laub optimal in Kräutergärten. Da die Pflanze an der Basis verholzt, ist ein kräftiger Rückschnitt im Frühjahr sinnvoll. Die Pflanzen blühen erst im Spätsommer oder Herbst. Dies ist bei uns selten der Fall. So sind auch kaum Samen zu erwarten und eine Vermehrung ist dadurch nur über Stecklinge möglich.
Interessante Inhaltsstoffe zeichnen die Pflanze aus. Zu nennen sind u.a. ätherische Öle, Abrotanin, Bitterstoffe, Fenchene, Sabinen, α und β Charyophyllen und Gerbstoffe. So wirkt die Eberraute tonisierend, antibakteriell, schweißtreibend, beruhigend, krampflösend, verdauungsfördernd und harntreibend. In der Volksheilkunde wird Eberraute seit dem 9. Jahrhundert verwendet. So leistet sie bei Erkältungskrankheiten gute Dienste. Auch Alterungen kann mit Eberraute entgegengewirkt werden. Eberrautentee hilft gegen Herzrasen, Herzstolpern und Hitzewallungen während der Wechseljahre und ist somit ein Anti-Aging- Mittel. Mit Öl vermischt soll Eberraute nach Haarausfall das Wachstum wieder in Gang bringen.
Als Würzkraut in der Küche hat es ebenfalls Bedeutung. Es soll nur leicht dosiert werden, doch ist es gut geeignet bei fettem Fleisch oder zum Würzen von Wein.
Durch seinen intensiven Geruch vertreibt es Fliegen und Parasiten, auch neben der Eberraute stehende Pflanzen profitieren davon. Ein Kraut, das schon vor vielen Jahren in Gärten zu finden war, zwischenzeitlich aber an Bedeutung verloren hatte.
Dr. Hannelore Pohl