Vor einigen Jahren bekam ich einen kleinen Diptam (Diptamnus albus) geschenkt. Die Pflanze wurde gepflegt und ich hoffte auf eine baldige Blüte. In diesem Jahr war es so weit. Der Diptam hatte die ersten Blüten angesetzt. Nun soll er etwas genauer vorgestellt werden.
Diptam ist unter den verschiedensten Namen bekannt, wie Brennender Busch, Aschwurz, Deiwelspflanz, Hexenkraut oder Feuerpflanze.
Der Diptam ist eine ausdauernde Pflanze mit einer Wuchshöhe bis 1,20 m. Aus einem weißlichem Rhizom, das walzlich knotig und stark verästelt ist, sprießen mehrere aufrechte Stängel. Diese sind unverzweigt, flaumig behaart und im oberen Teil mit schwarzen Drüsen besetzt. Die Laubblätter sind unpaarig gefiedert, sitzen wechselständig am Stängel und erscheinen durch zahlreiche Öldrüsen durchsichtig punktiert. Die wunderschönen weißen bis purpurrot gefärbten Blüten stehen in einer lockeren Traube. Die Blüten weisen dunkle Adern auf und duften stark nach Zitrone. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni.
Im Hochsommer ist die Fruchtreife. Die Frucht ist eine dekorative Kapsel, in der sich die Samen befinden. Bei warmen Temperaturen trocknen die Früchte ein, die Fruchtschalen platzen auf, rollen sich ein und schleudern den etwa 4 mm kleinen Samen heraus. Dieser kann bis zu 5 m weit geschleudert werden.
Blüten und Blätter enthalten viel ätherisches Öl, das sich bei sonnigem Wetter selbst entzünden kann. Zu dieser Zeit kann die Pflanze auch angezündet werden, ohne dass sie selbst dabei Schaden nimmt. Es hat den Anschein, dass die Pflanze brennt. Von daher auch der Name Brennender Busch.
Neben dem ätherischen Öl, in dem sich Fumaronocumarine befinden, konnten Alkaloide, Bitterstoffe, Saponine und Anthocyane nachgewiesen werden.
Im Mittelalter wurde Diptam als Wunderheilmittel, bei Menstruationsbeschwerden, als harntreibendes Mittel, bei Blähungen und in Verbindung mit Mistel und Pfingstrose bei Epilepsie empfohlen. In der Volksmedizin hatte er Bedeutung in der Frauenheilkunde, außerdem soll er die Funktion der Verdauungsorgane und der Nerven stärken. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde Diptam als Einreibung bei Rheuma angewendet. Während der Schwangerschaft soll Diptam nicht genutzt werden. Große Bedeutung hat die Pflanze auch bei Harry Potter.
Als Droge werden von dem Diptam die frischen oder getrockneten Blätter oder das Rhizom verwendet. In der Schulmedizin hat Diptam keine Bedeutung mehr, da sich über die frühere Wirksamkeit kein Nachweis ergab. In der Homöopathie werden die frischen Blätter besonders bei Gebärmutter- und Menstruationsbeschwerden empfohlen.
Diptam ist leicht giftig, da der Inhaltsstoff Bergapten die Lichtempfindlichkeit erhöht.
Seit 1936 steht der Diptam unter Naturschutz. In Teilen Asiens, Europas und Nordafrika sind größere Bestände auf kalkhaltigen und stickstoffarmen Böden, vor allem auf Lichtungen anzutreffen.
Diptam ist im blühenden und fruchtenden Stadium eine dekorative Pflanze, die schon in der Renaissance eine verbreitete Gartenpflanze war.
Dr. Hannelore Pohl