Vor Jahren fand ich im Riesengebirge eine Pflanze, die relativ groß, ansonsten aber sehr unscheinbar war. Es handelte sich bei diesem Fund um die Braunwurz (Scrophularia nodosa). Die knotige Braunwurz ist ausdauernd und gehört zur Familie der Braunwurzgwächse, früher der Rachenblütler. Sie hat einen knollig verdickten Wurzelstock (daher der Name), einen vierkantigen Stängel und sehr unscheinbare Blüten, die in lockeren Rispen angeordnet sind. Die frische Pflanze riecht unangenehm, wie modrig und faul.
Doch in der Volksmedizin hatte und hat die Pflanze noch große Bedeutung. Ihre botanische Bezeichnung, Scrophularia, weist schon auf die Verwendung hin. Sie wirkt bei Drüsenschwellungen, Halsgeschwüren, bei vielen Hautkrankheiten, ekzemartigen Hautveränderungen, Geschwülsten und Hämorrhoiden. Dabei wirkt sie antidiabetisch, blutreinigend, harntreibend, wundheilend und fördert die Gallensekretion.
Als Droge wird das Kraut, das vor der Blüte zu ernten ist, oder das Rhizom verwendet, das nach der Vegetationsperiode im Herbst oder Frühjahr ausgegraben, gewaschen und getrocknet oder frisch weiterverarbeitet wird.
Die Inhaltsstoffe im Kraut und dem Rhizom sind ähnlich. Nachgewiesen wurden Flavonglykoside, Iridoside, u.a.. Harpagosid, das entzündungshemmend wirkt und sehr bitter schmeckt und Spuren von Alkaloiden.
Verwendet wird die Braunwurz als Tee oder Tinktur. Für den Tee werden Kraut und Wurzel mit kochendem Wasser übergossen. Nach 10 min. wird abgeseiht und 4 bis 8 Wochen werden täglich 2 Tassen Tee getrunken. Ein Kaltansatz aus der Wurzel wird ebenfalls empfohlen. Dazu wird die Wurzel mit kaltem Wasser angesetzt, 12 Stunden stehen gelassen und getrunken.
Eine Tinktur kann aus der Wurzel und hochprozentigem Weingeist zubereitet werden. Dazu wird 70 %iger Weingeist über die Wurzeln gegossen und an einem hellen Ort 3 bis 4 Wochen stehen gelassen. Nach dem Abfiltern sollten 3 mal 5 bis 10 Tropfen in Wasser verdünnt getrunken werden. Herz, Blase und Niere werden dadurch gestärkt.
Zur äußeren Anwendung kann eine Braunwurzsalbe dienen, die aus Lanolin, Öl, Bienenwachs und Braunwurz bereitet wird. Sie hilft bei der Behandlung von Gesichtsekzemen, Hämorrhoiden, Hautflechten oder Ausschlägen.
Eine Braunwurzel soll, wenn man sie an einer Kette um den Hals hängt, Gesundheit des Trägers erhalten und ihn vor bösen Blicken schützen. Auch entfaltet sie im Haus aufgehängt, schutzbringende Eigenschaften.
Im Botanischen Garten ist diese alte Heilpflanze zu finden.
Dr. Hannelore Pohl