Oh es riecht gut, oh, es riecht fein…In der Advents- und Weihnachtszeit sind wir umgeben von verführerischen Düften. Die verschiedensten Gewürze kommen in der Bäckerei oder im Punsch zum Einsatz. So u.a. auch die Früchte von Anis (Pimpinella anisum).
Anis ist eine einjährige Pflanze, die zu den Doldenblütlern gehört. Sie ist auch unter den Namen Süßer Fenchel, Süßer Kümmel oder Taubenanis bekannt. Der Name Anis geht auf das griechische Wort Dill zurück, mit dem die Pflanze verwechselt wurde.
Die gesamte Pflanze riecht aromatisch. Verwendung finden jedoch nur die Früchte, die kleiner als die Früchte des Kümmels sind und ein Stielchen aufweisen. Werden die Früchte zerrieben oder gequetscht, entströmt ihnen ein intensiver Duft. Dieser rührt von dem ätherischen Öl her, dessen Hauptbestandteil Anethol ist. Daneben sind noch fette Öle, Zucker und Eiweiße in den Früchten enthalten.
Die Heilwirkung von Anis ist sehr vielfältig. Anis vertreibt Blähungen, ist anzuwenden bei Magen-Darm-Erkrankungen, wirkt entspannend, milchfördernd und harntreibend, beseitigt Aufstoßen und unangenehmen Mundgeruch (vor allem Knoblauch). Da Anis schleimlösend ist, leistet er auch als Expektorans gute Dienste. Oft steht Anis im Schatten von Kümmel und Fenchel. Anis hat von den drei Doldenblütlern jedoch den angenehmsten Geschmack. Ein Heiltee gegen Blähungen und zum Wohlfühlen wird aus Anis, Fenchel und Kümmel zubereitet.
Drogen, die die Verdauung positiv beeinflussen, sind auch in der Küche sehr beliebt. Anisplätzchen hat sicher jeder schon probiert. Springerli oder Anisbrot und Anisbonbons sind ebenfalls bekannt. In der Weihnachtsbäckerei hat Anis einen hohen Stellenwert. Krautgerichte, eingemachte Früchte oder Obstsuppen werden durch Anis aufgewertet. Zum Verdauen sind zahlreiche Anisschnäpse im Angebot.
Auch als Aphrodisiakum hat Anis Bedeutung. Im Herbst bereiteten die Frauen und Mädchen ihren Männern anishaltige Getränke zu. Am 30. November (Andreastag) sollten diese Getränke besonders zauberkräftig sein.
Interessant ist, dass Anis eine Rolle bei der Eingewöhnung von Tauben spielt. Gekauften Tauben gab man Anis, um sie an den neuen Schlag zu gewöhnen (in Thüringen) oder bestrich den Taubenschlag mit ätherischem Öl.
Anisöl wird zu Einreibungen in Verbindung mit fetten Ölen und Salbengrundlagen genutzt. Es wirkt gegen Ungeziefer. Bei empfindlichen Personen kann Anis zu allergischen Reaktionen der Haut, der Atemwege oder des Verdauungstraktes führen.
Oft wird neben dem heimischen Anis der Sternanis (Illicim verum) genutzt. Botanisch ist er mit Anis nicht verwandt, stammt aus Südchina und Nordvietnam und enthält ebenfalls ätherische Öle. Sternanis hat vorwiegend in der Weihnachtsbäckerei oder als Dekorationsmaterial Bedeutung.
Dr. Hannelore Pohl