Heimische Heilpflanzen: Wilde Möhre

Bild von Pezibear auf Pixabay
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Mit einem interessanten Blütenstand erfreut uns die Wilde Möhre (Daucus corata). Die Wilde Möhre ist ein Elternteil unserer Gartenmöhre. Diese ist ein Kreuzungsprodukt der Wilden Möhre, der Südeuropäischen und evtl. der Orientalischen Möhre. 

Die Wilde Möhre ist in Europa beheimatet. In Deutschland ist sie oft auf Ödland, Schuttplätzen, mageren Wiesen, Böschungen und Wegrändern zu finden.

Die Wilde Möhre, wie auch die Kulturmöhre sind zweijährige Pflanzen, die zur Familie der Doldenblütler gehören. Die Pflanzen werden bis zu 120 cm groß und wurzeln bis zu 80 cm tief. Die Wurzel, die eine weißliche Farbe hat, ist aus der verdickten Hauptwurzel und dem Hypokotyl (Grenzzone zwischen Wurzel und Stängel) entstanden. Sie enthält kein Karotin, deswegen ist diese Wurzel auch nicht gelb.

Der Stängel ist borstig behaart, die Laubblätter sind zwei bis vierfach gefiedert. Diese sind u.a. Nahrungsquelle für die Raupen des Schwalbenschwanzes. Der Blütenstand ist eine Dolde. Diese setzt sich aus weißen Einzelblüten zusammen und ist im aufgeblühten Zustand flach gewölbt. Beim Aufblühen und zur Fruchtreife sind die Doldenstrahlen nestartig zusammengelegt. Es ist meist sehr schwierig, Doldenblütler zu bestimmen.

Die Wilde Möhre liefert aber ein sicheres Merkmal des Erkennens. In der Mitte der Doldenblüte befindet sich eine schwarz-purpurfarbige Einzelblüte, die sterile „Möhrenblüte“. Es hat den Anschein, als sitzt mitten in der Dolde ein kleiner Käfer.

Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis September. Nach der Bestäubung werden stachelige Früchte gebildet, die in zwei Teilfrüchte zerfallen. Interessant ist, dass im reifen und abgestorbenem Zustand die Doldenstiele hygroskopisch beweglich sind, d.h., die Dolden sind bei Trockenheit gespreizt und bei Feuchtigkeit als Vogelnest zusammengezogen.

Schon im Altertum wurde die Wilde Möhre arzneilich genutzt. Sie war ein Aphrodisiakum, wurde zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden und Würmern eingesetzt und half auch gegen Geschwüre, bei Brandwunden und Frostbeulen.

Als Droge werden die Wurzeln verwendet, die im späten Herbst oder zeitigem Frühjahr geerntet werden. An Inhaltsstoffen sind ätherische Öle, Provitamin A, die Vitamine B1, B2 und C, Pektine, Mineralstoffe und Kohlenhydrate bestimmend. Verwendung finden ebenfalls die Blätter, Blüten und Samen.

So wirken die Wurzeln der Wilden Möhren blutzuckersenkend, gegen Durchfall, harntreibend, günstig auf die Verdauung und stellen natürlich ein wertvolles Gemüse dar.

Auch in der Küche findet die Wurzel reichlich Verwendung. Sie ist weich und kann roh, jedoch auch gegart gegessen werden. Die zarten Blätter mit ihren weichen Stielen sind eine aromatische Zugabe zu Salaten, Gemüsegerichten und Suppen. Eine essbare Dekoration sind ebenfalls die Blüten, die an Salate gegeben oder frittiert verzehrt werden können. Die im Herbst zu erntenden Samen liefern einen guten harntreibenden Tee oder verfeinern unterschiedliche Gerichte und Desserts.

1563 schrieb schon der italienische Arzt und Botaniker P. A. Matthiolus (1501-1577) über die „Würckung von Mören / oder gelben Rüben:

„Die Mören gesotten sindt lieblich zu essen, dem magen nützlich, treiben den Harn, bringen lust zur speiss und zu den ehlichen wercken. Der dürre Samen gepulvert und in wein eingenommen ist gutt denen so den heschen haben und grimmen im leib. Es treibt den stein und die weibliche blumen. Wider den Stein: Nim Mören samt den blettern und samen, seudts in wasser, geuss in ein wanne und sitz darein, es hilfft“

Dr. Hannelore Pohl

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