Heimische Heilpflanzen: Kleine Bibernelle

Foto: Dr. Hannelore Pohl
Foto: Dr. Hannelore Pohl

Aus der großen Familie der Doldenblütler stammen viele Pflanzen, die arzneilich oder als Gewürz verwendet werden. So gehören zu ihnen auch die Pimpinelle-Arten, die sich in der Zusammensetzung ihrer Inhaltsstoffe sowie der Verwendung ähneln. Dazu zählen u.a. Anis (Pimpinelle anisum) sowie die Große und die Kleine Bibernelle (Pimpinelle major und P. saxifraga).

Betrachten wir die Kleine Bibernelle (P. saxifraga) etwas genauer. Sie ist in Europa, Zentralasien, Kleinasien und dem Kaukasus heimisch. Es ist eine sehr anspruchslose Pflanze, die sich auf lichtreichen bis sonnigen, mäßig trockenen, nährstoffarmen und kalkhaltigen Stellen wohl fühlt. Die Pflanze gilt als Magerzeiger. Sie erreicht eine Pflanzenhöhe von etwa 75 cm. Der Stängel ist meist unverzweigt. Die Laubblätter sind nur an der Basis gut ausgebildet und dort paarig gefiedert. Die Blütezeit der Dolden, die keine Hüllblätter, keine Hüllchenblätter und keine Kelchblätter besitzen, erstreckt sich von Juni bis September. Als Früchte entwickeln sich kleine Spaltfrüchte.

Verwendet werden kann die gesamte Pflanze, die einen positiven Einfluss auf Magen und Darm hat. Bedeutung in der Volksmedizin hat vorwiegend die Wurzel. Die ätherischen Öle, verschiedene Kumarinderivate und Saponine besitzen schleimlösende Wirkungen. So werden wässrige oder alkoholische Auszüge zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum empfohlen.

Bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Nierenbeckenentzündungen und auch bei Husten und Heiserkeit kann ein Teeaufguss Linderung bringen. Stängel, Blätter und Blüten sind eine würzende Zutat für Salate, Soßen und Gemüsegerichte. Blüten können als essbare Dekoration, zum Würzen von Ölen, Süßspeisen, Bonbons und Gebäck genutzt werden. Die Früchte eignen sich zum Verfeinern von Kräutersalzen, Essig und Spirituosen. Die Wurzeln, die von Herbst bis zum Frühjahr geerntet werden können, geben Gemüsesuppen einen guten Geschmack. In ähnlicher Weise sind auch die anderen erwähnten Pimpinella- Arten zu verwenden.

Doch Vorsicht! Doldenblütler sind schwer zu bestimmen! Auch gibt es Pflanzen mit ähnlichem Blütenstand, die jedoch giftig sind.

In der Nomenklatur haben sich Ungenauigkeiten eingeschlichen. So wird oft der Kleine Wiesenknopf (Sanguisorba minor), der zu den Rosengewächsen gehört, als Bibernelle bezeichnet. Pimpinelle, Bibernella und ähnliche Bezeichnungen werden für die verschiedensten Pflanzen genutzt. Am sichersten ist immer die Verwendung des botanischen Namens.

Im Volksmund ist der Name Bibernell als Schimpf- und Spottname bekannt. In der Schweiz ist Pimpernell eine verächtliche Bezeichnung für eine dicke Weibsperson.

Pimpinella kommt offensichtlich aus dem Lateinischen und steht für Pfeffer. Die Wurzel hinterlässt auf der Zunge einen würzigen, später einen brennend scharfen Geschmack. Saxifraga ist abgeleitet von saxifragus, was felsbrechend, „in Felsritzen wachsend“ oder „Steinbrech“ bedeutet. So galt früher die Pflanze auch als Mittel gegen Blasensteine.

Dr. Hannelore Pohl

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