Heilende Pflanzen vor unserer Haustür
Eine interessante Pflanze, die den Garten bereichert und arzneilich Verwendung findet, ist das Schildförmige Fußblatt (Podophyllum peltatum). Ursprünglich beheimatet war das Fußblatt im östlichen Amerika, in Texas und Florida. Dort ist die Pflanze nach wie vor wildwachsend und kultiviert zu finden. Das Schildförmige Fußblatt gehört zur Familie der Berberitzengewächse.
Die Pflanze ist unter unterschiedlichen Namen bekannt. So wird sie auch als Entenfuß wegen ihrer Laubblätter, die einem Entenfuß ähneln sollen oder als Maiapfel, auch wenn die Früchte erst im Herbst reifen, die Blüte aber schon im Mai ist, genannt. Die botanische Bezeichnung Podophyllum leitet sich von den griech. Wörtern podos- Fuß und phyllon- Blatt ab, der Artname peltatum geht auf pelta- kleines, leichtes Schild zurück und bezieht sich auf die schildförmigen Blätter.
Das Fußblatt ist eine ausdauernde, sommergrüne Schattenstaude. Sie hat einen krautigen bis buschigen Wuchs und kann 20- 60 cm hoch werden. Die Pflanze bildet ein verzweigtes, kriechendes und dünnes Rhizom als Überdauerungsorgan aus. Es ist genarbt und von dunkelbrauner Farbe. Das Rhizom kann bis zu 2 m lang werden. Aus diesem Rhizom bilden sich Stängel, ein steriler mit einem zentralen schildförmigem Laubblatt, das sieben bis neun Lappen aufweist. Ein zweiter Stängel, der fertil ist, bildet am Ende zwei gegenständige Laubblätter. Endständig steht in der Blattgabel eine einzelne große zwittrige, meist weiße Blüte. Ihr Duft wird von angenehm bis unangenehm beschrieben. Im August/ September reifen die pflaumengroßen, länglichen, zitronengelben und aromatischen Früchte, die essbar sind. Sie sollen vollreif sein und vor dem Verzehr geschält werden. Die Früchte, es sind Beeren, enthalten bis zu 30 Samen. Die Früchte werden auch als wilde Lemonen bezeichnet. Die Samen dürfen nicht gegessen werden.
Eine Vermehrung ist über Samen oder Rhizome möglich.
Alle vegetativen Pflanzenteile, wie Blüten, Blätter, Wurzeln und Rhizome sind toxisch.
Die Indianer Nordamerikas nutzten die Wurzeln des Fußblattes als Wurm- und Brechmittel. 1820 wurde die Droge, Radix Podophylli peltati, in die amerikanische und 1864 in die britische Pharmakopöe (Gesetzbuch für Arzneimittel) übernommen. Die Droge wurde eingesetzt als Leber- und Gallenmittel sowie stark wirkendes Brech- und Abführmittel.
Der Wurzelstock enthält Lignane mit Podophyllotoxin, Fußblattharz (Podophyllin), Flavonoide und Pflanzengummi. Das Harz, ein wichtiger Bestandteil, bildet sich nach dem Trocknen und hat nach zwei Jahren die stärkste Giftigkeit. Die Droge weist zellhemmende (zytostatische), antimykotische und virusstatische Wirkungen auf. Durch die zellhemmende Wirkung wird die Zelltleilung gestoppt – so ist sie zur Therapie von Tumoren geeignet. Die Kommission E befürwortet eine äußerliche Anwendung einer 5- 25 % igen alkoholischen Lösung gegen Feigwarzen, einer Viruserkrankung.
Die frische oder getrocknete Wurzel kann Hautreizungen auslösen. Zu hohe Dosen führen zu blutigen Magen- Darm- Entzündungen, Krämpfen oder Nierenentzündungen.
Neben Schierling war das Fußblatt bei der indigenen Bevölkerung ein Mittel für den Freitod. Durch Alkoholkonsum wird die Wirkung noch verstärkt.
In der Homöopathie finden die frischen nach völliger Reife der Früchte geernteten unterirdischen Teile Anwendung bei Erkrankungen des Magen- Darm- Traktes, der Leber, der Galle, der Bauchspeicheldrüse und der weiblichen Geschlechtsorgane.
Eine Eigenmedikation sollte nicht durchgeführt werden !!! Trotz ihrer Giftigkeit ist das Fussblatt eine schöne Gartenpflanze, eine Nahrungsquelle für Bienen, sie ist etwas Besonderes, überzeugt mit Schönheit und verschafft dem Garten tolle Exklusivität.
Kontaktdaten: Freundeskreis Botanischer Garten Oberholz, Störmthaler Weg 2, 04463 Großpösna, Tel. 034297- 41249, Mail: botanischer-garten-oberholz@gmx.de
Hannelore Pohl.